Autofahrer überholen Radfahrer viel zu knapp

Autofahrer müssen beim Überholen von Rad- und Rollerfahrern einen Mindestabstand einhalten: Eineinhalb Meter im Ortsgebiet, zwei Meter auf Überlandstraßen. Diese Regel gilt seit einem Jahr, doch kaum jemand kennt sie. 87 Prozent der Autofahrer überholen Radfahrer auf Freilandstraßen nach wie vor zu knapp. Im Ortsgebiet halten 73 Prozent den vorgeschriebenen Mindestabstand beim Überholen nicht ein. Die Neufassung der Straßenverkehrsordnung (StVO), die mehr Sicherheit für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer bringen sollte, ist damit wirkungslos, sagt Klaus Robatsch vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV): „Wie ein Vergleich der aktuellen Messdaten mit einer früheren Studie aus 2021/22 zeigt, gab es seither leider keine Verbesserungen bei den Überholabständen.“

Werden Rad- oder Scooterfahrer zu knapp überholt, drohen schwerste Unfälle, warnt das KFV. Radfahrer können gestreift oder aufs Bankett abgedrängt werden. Oder sie stürzen, weil sie sich vor dem knapp überholenden Fahrzeug erschrecken. In den Städten drohen Radfahrer von zu knapp überholenden Fahrzeugen zu parkenden Autos hingedrängt zu werden. Durch plötzlich aufgerissene Autotüren können sie schwer stürzen. Hunderte Radler landen deshalb jedes Jahr im Spital.

Strengere Kontrollen gefordert

Die Radlobby Oberösterreich nennt diese Zahlen erschreckend. Das Land müsse die vorgeschriebenen Überholabstände bekannter machen, etwa durch eine Informationskampagne und Plakate entlang der Straßen. Außerdem müsse die Polizei die Missachtung der Abstandsregeln beim Überholen von Radfahrern strenger verfolgen, fordert die Radlobby.

Auch das KFV fordert, dass die Polizei Abstandsmessegräte zur Kontrolle des Überholabstands bekommt. Außerdem brauche es bewusstseinsbildende Maßnahmen, um die Abstandsregeln bekannter zu machen. Zudem fordert das KFV, dass der Mindestabstand beim Überholen auch neben markierten Rad- und Mehrzweckstreifen gilt. Da besteht derzeit eine Ausnahmeregelung. Auch Autos, die maximal 30 km/h fahren, müssen den Mindestabstand beim Überholen von Radfahrern aktuell nicht einhalten.

Radlobby fordert mehr und bessere Radwege

Damit Pendler und Alltagsradlerinnen sicher unterwegs sind, braucht es in Oberösterreich bessere und vor allem viel mehr Radwege. “In Oberösterreich wird leider seit Jahrzehnten viel zu wenig in den Ausbau des Alltagsradwegenetzes investiert. Dementsprechend lückenhaft ist es auch. Vor allem in Ballungszentren müssen Radpendler:innen auch auf hochrangigen Landesstraßen im Mischverkehr mitradeln, weil es keine sicheren Radwege als Alternative gibt.”

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, organisiert die Radlobby am Samstag, dem 16. September wieder eine Radsternfahrt nach Linz: Hunderte Radler werden aus den Umlandgemeinden in die Landeshauptstadt fahren und dort dann bei der Linzer Rad-Parade eine große Runde durch die Stadt radeln.

Titelbild: Radlobby Oberösterreich