Lämmchen “Chili” hat Jürgen Stadler von der Pfotenhilfe Lochen inzwischen als Ersatzmami akzeptiert. Es läuft Jürgen auf Schritt und Tritt nach, will Kuscheln und schläft sogar auf seinem Schoß ein, erzählt der Tierschützer im Life Radio Interview.
Seit 12 Tagen ist das Lamm-Mädchen in Quarantäne und Gast in der Pfotenhilfe Lochen. Seine ungewöhnliche Reise hat Schlagzeilen in ganz Österreich gemacht.
Eine deutsche Familie hat das damals etwa sechs Wochen alte Lamm von Kroatien von dessen Besitzer geschenkt bekommen, weil die Lamm-Mutter das Junge angeblich verstoßen hatte. Die tierliebe Familie wollte das Lämmchen mit nach Hause nehmen und auf dem eigenen Bauernhof groß ziehen. Also sollen sie kurzerhand die Rückbank des eigenen PKW mit Heu ausgelegt, Lamm Chili zwischen den Kindern platziert und nach Hause gefahren sein.
Bei einem Zwischenstopp in Salzburg ist der kuriose Tiertransport aufgeflogen. Weil die Familie weder Transportpapiere noch Gesundheitsbescheinigungen vorweisen konnte, muss das etwa sechs Wochen alte Tier unbekannter Herkunft – da ohne Ohrmarken – jedenfalls 30 Tage in Quarantäne. Diese verbringt es in der Pfotenhilfe Lochen.
Dort wird Lamm “Chili” von früh bis spät mit Ersatzmilch aus dem Fläschchen gefüttert Die Umstellung verlief etwas zäh, doch bald war es geschafft und Stadler wurde als Ersatzmama akzeptiert und trinkt gierig. Seitdem läuft Chili ihm auf Schritt und Tritt lautstark nach. “Es ist wirklich herzzerreissend, sie ist so lieb und anhänglich, sowas ist mir in meinen 30 Jahren als Tierschützer auch noch nicht passiert”, zeigt sich Stadler sichtlich berührt.
Ein offensichtliche Folge von Nährstoffmangel dürfte ein Pilz im Gesicht sein, da um Augen und Mund einige kahle Stellen im Fell sind. Chili wird von einem auf Schafe spezialisierten Tierarzt betreut. Auch Blutproben werden entnommen, da jetzt umfangreiche Gesundheitstests nachgeholt werden müssen, um eine Seuchengefahr auszuschließen. Die Behörden sind hier sehr genau, da in der EU unter anderem immer noch Fälle von Scrapie (wie BSE bei Rindern) auftreten. “Kroatien, von wo Chili durch die Berliner Urlauberfamilie angeblich mitgenommen wurde, gilt zwar laut aktuellem EFSA-Bericht als Scrapie-frei, aber man will auf Nummer sicher gehen, da laut Behörde im Falle eines tatsächlichen Ausbruchs nicht nur Chili sondern auch alle Schafe euthanasiert werden müssten, mit denen sie jemals in Berührung kommt!”, ist Stadler erschüttert.
Ob die deutsche Familie ihr Schaf doch noch zurück bekommt und welche Strafe droht, ist noch unklar.
Fotos und Videos: PFOTENHILFE