„Wir haben den Zug zum Tor verloren“ – Industrie und Land OÖ drängen auf Kurswechsel

IV Advent Empfang 2025
DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch. Geschäftsführer, Industriellenvereinigung OÖ, OÖ Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP), Thomas Bründl, Präsident der IV OÖ

Scharfe Worte beim Adventempfang der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ): Vor rund 150 Vertreterinnen und Vertretern der Industrie warnte IV-OÖ-Präsident Thomas Bründl vor einem gefährlichen Stillstand in der heimischen Wirtschaft. Österreich sei im dritten Jahr der Rezession und gleichzeitig mitten in einem tiefgreifenden strukturellen Wandel, sagte Bründl. Wörtlich: „Wir haben den Zug zum Tor verloren.“

Es gehe längst nicht mehr nur um ein konjunkturelles Tief, sondern um eine grundlegende Neuordnung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Angst sei dabei der falsche Ratgeber, so Bründl. Wer sich jetzt „ängstlich in die Ecke stellt“, werde nichts bewegen. Entscheidend sei, „selber das Zepter in die Hand zu nehmen“ und den Wandel aktiv mitzugestalten – in den Unternehmen ebenso wie in der Politik.

IV Advent Empfang 2025
DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch. Geschäftsführer, Industriellenvereinigung OÖ, OÖ Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP), Thomas Bründl, Präsident der IV OÖ

Auf gesellschaftlicher Ebene brauche es eine „Mindset-Veränderung“ in Oberösterreich, betont Bründl.

Konkret fordert Bründl verlässliche Standortpolitik und stabile Rahmenbedingungen. Man könne „die Zielscheibe nicht jeden zweiten Tag woanders hinstellen“ – Unternehmen bräuchten Planungssicherheit, um zu investieren. Rasche Entlastung bei Energie- und Lohnkosten sei aus seiner Sicht ebenso notwendig wie weniger Ankündigungen und mehr konkrete Reformen aus Wien. Stillstand sei „keine Option“.

Unterstützung kommt von Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner. Auch er erinnert daran, dass das Bundesland im dritten Jahr der Rezession steht – mit spürbaren Folgen wie steigenden Insolvenzen und Problemen am Arbeitsmarkt. „Aus dieser Phase müssen wir wieder herauskommen. Da gilt es nicht zu jammern, sondern zu agieren und zu tun“, so Achleitner.

Gleichzeitig verweist Achleitner auf Chancen, die sich trotz Krise bieten: massive Infrastrukturinvestitionen in Deutschland, milliardenschwere Sicherheits- und Energieprogramme der EU sowie der spätere Wiederaufbau der Ukraine.

Beim zentralen Standortthema Energie sieht der Wirtschaftslandesrat vor allem den Bund gefordert. Mehrere Vorschläge aus Oberösterreich lägen auf dem Tisch – etwa längere Abschreibungsdauern für bestehende Netze, der Einsatz von Netzreserve-Mitteln zur Senkung der Netzkosten und ein rascher Beschluss des Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetzes. „Es liegt viel am Tisch, es muss nur getan werden“, sagt Achleitner. „Auf der Landesebene, da reden wir nicht lang, da setzen wir um. Das erwarten wir uns jetzt auf der Bundesebene. Ich weiß, das ist durchaus in der Dreierkoalition nicht ganz einfach, aber es ist notwendig, damit wir schneller wieder herauskommen.“