Weiter heftige Kritik an Kreuzfahrt-Anleger in Linz-Urfahr

Eine Schiffsanlegestelle, die vom Römerbergtunnel nach Linz-Urfahr verlegt wird, sorgt seit Wochen für Aufregung in der Landeshauptstadt. Wir haben bereits berichtet und mit Planungsstadtrat Dietmar Prammer (SPÖ) und der bundeseigenen Wasserstraßengesellschaft viadonau über das Thema gesprochen. Inzwischen hat es direkt vor Ort eine Bürgerversammlung mit den Anrainern sowie betroffenen Kajaksportlern und Ruderern gegeben. Doch dort konnten die Bedenken nicht ausgeräumt werden, die Kritik an dem Vorhaben reißt nicht ab. Anrainer klagen über die steigende Verkehrs- und Lärmbelastung, Erholungssuchende regen sich über die Abgase der Schiffsgeneratoren auf, und die schon seit über 100 Jahren auf der Donau trainierenden Wassersportler fühlen sich durch die Riesenkreuzer gefährdet.

Warum hat die Stadt Linz die neue Anlegestelle in Urfahr trotz dieser massiven Einwände wasser-, schifffahrts- und naturschutzrechtlich bewilligt? Das haben wir Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) gefragt:

Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ)

Und was sagt Umweltstadträtin Eva Schobesberger (Grüne) zu diesem Projekt? Ist der neue Anleger für die Kreuzfahrt-Riesen mit dem Ziel, Linz bis 2040 klimaneutral zu machen, vereinbar?

Umweltstadträtin Eva Schobesberger (Grüne)

Der Wasserstraßenbetreiber viadonau hat die überregionale Planung für die Landstromanschlüsse schon 2019 abgeschlossen, eine Inbetriebnahme war für 2021 versprochen. Doch bisher sind Stadt Linz und der städtische Energieversorger LINZ AG an der Umsetzung des Projekts gescheitert. Umweltstadträtin Schobesberger erläutert, dass das Projekt sehr komplex sei, weil die großen Schiffe sehr viel Strom verbrauchen und deshalb entsprechend starke Zuleitungen brauchen. Mit einem einfachen Stromkabel sei es da nicht getan. Aber, so ergänzt Schobesberger im Gespräch mit Life Radio: “Mir wär’s natürlich lieber, es ginge schneller.” Und wann kommen die lange versprochenen Landstromanschlüsse für die Donaukreuzfahrtschiffe in Linz jetzt tatsächlich? Dazu sagt Bürgermeister Klaus Luger im Life Radio-Interview:

Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ)

Bis die Landstromanschlüsse, die etwa in Passau, Regensburg oder Würzburg längst in Betrieb sind, auch in Linz ans Netz gehen, werden die mächtigen Fahrgastschiffe weiterhin Tag und Nacht ihre Dieselgeneratoren laufen lassen und tonnenweise Schadstoffe in die Luft blasen. Im Jahr 2017 waren das nach Berechnungen des Landes Oberösterreich etwa 59 Tonnen Stickstoffoxide. Zudem haben allein die im Bereich der Nibelungenbrücke liegenden Donaukreuzer 1,6 Millionen Liter Diesel nur für die Stromerzeugung verbrannt. Neuere Zahlen liegen nicht vor.

In Köln längst Standard, in Linz nach wie vor nicht in Betrieb: ein Landstromanschluss für Schiffe – Foto: Von © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=84284072

Nach wie vor heiß umstritten ist zudem, wie viel an Einnahmen die Kreuzfahrt-Touristen der Stadt Linz überhaupt bringen. Belastbare Zahlen dazu gibt es nicht. Fakt ist, dass die Passagiere an Bord Vollverpflegung genießen und meist nur für einen kurzen Stadtspaziergang an Land gehen oder überhaupt gleich mit Bussen zu touristischen Hotspots wie Hallstatt, Salzburg und Český Krumlov (Krumau) weiterfahren. Bürgermeister Klaus Luger will den Donautourismus dennoch weiter fördern, wie er im Gespräch mit Life Radio versichert:

Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ)

Deutlich weniger begeistert von den vielen großen Passagierschiffen auf der Donau und ihren negativen Auswirkungen auf Umwelt, Sportler und Anrainer ist die Rathaus-Opposition. Deshalb soll in der nächsten Gemeinderatssitzung am 21. April ausführlich über das Thema debattiert werden. Zahlreiche kritische Anfragen an die Mitglieder des Stadtsenats dürften da auf der Tagesordnung stehen, hört man in den weitläufigen Gängen des Alten Rathauses.

Titelbild: Eisenbahnbrücke in Linz – Foto: von Isiwal – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=109744340