Sechs Railjets in der Werkstatt, Dutzende Waggons defekt abgestellt und zu wenig Personal in den Werkstätten: Seit dem Wintereinbruch Anfang Dezember und dem Fahrplanwechsel eine Woche später herrscht bei den ÖBB auf vielen Strecken Chaos. Einige Züge fallen ersatzlos aus, andere sind kürzer als geplant und fahren mit alten, unkomfortablen Waggons. Hinzu kommen Verspätungen, die sich wegen knapper Wendezeiten und fehlender Fahrzeugreserven über den ganzen Tag weiterschleppen und immer weiter aufbauen.
Auch die mit jahrelanger Verspätung im Dezember in Betrieb gegangenen, intensiv beworbenen Nightjet-Züge des Herstellers Siemens haben nicht die erhoffte Entlastung des äußerst knappen Nachtzug-Fahrzeugparks gebracht. Im Gegenteil, sie haben den ÖBB noch eine Menge zusätzlicher Probleme und einen gehörigen Image-Schaden beschert: Statt im Schlaf von Innsbruck, Wien und Linz nach Hamburg und zurück zu fahren, war mehrfach für Dutzende Reisende mitten in der Nacht in Nürnberg Endstation. Sie mussten sich dann um drei Uhr in der Früh um die Weiterreise mit Zügen der Deutschen Bahn kümmern. An anderen Tagen sind die nagelneuen Nightjets wegen technischer Probleme gleich gar nicht in Wien oder Hamburg abgefahren. Die Fahrgäste sind dann nur mit mehrmaligem Umsteigen und im Sitzen an ihr Ziel gekommen. Dass sich zum gleichen Zeitpunkt die Preise für Schlafwagenfahrten teilweise mehr als verdreifacht haben, hat bei vielen Nightjet-Stammkunden für große Empörung gesorgt.
“Aufgrund von globalen Lieferengpässen und beschädigten Garnituren kam es in den vergangenen Tagen zu geänderten Zugbildungen und Zugausfällen. Besonders unangenehm gestaltete sich der kurzfristige Ausfall von Railjet-Garnituren infolge der Extremwetterlage am ersten Dezember-Wochenende. Wir arbeiten aber auf Hochtouren daran, den Verkehr am Feiertags-Wochenende sicherzustellen”, sagt ÖBB-Sprecher Klaus Baumgartner.
Zahlreiche Zusatzzüge auf West- und Südstrecke
Tatsächlich ist es den ÖBB gelungen, einige der durch den Wintereinbruch Anfang Dezember beschädigten Railjets zu reparieren und weitere Fahrzeugreserven zu mobilisieren. So ist es im im letzten Moment gelungen, noch eine Reihe von Sonderzügen für den Weihnachtsreiseverkehr einzuplanen. Sie werden vor allem auf der Weststrecke Wien – Linz – Wels – Salzburg und weiter Richtung Tirol und Vorarlberg unterwegs sein. Auch die Südstrecke Wien – Villach wird verstärkt bedient. Eine Liste der zusätzlichen Züge findet ihr direkt auf der Homepage der ÖBB.
Die Bundesbahnen empfehlen auch für die zusätzlichen Züge dringend eine Sitzplatzreservierung. Die gibt’s ab drei Euro in der ÖBB-App, im Online-Ticketshop und auf größeren Bahnhöfen. Auch die Westbahn empfiehlt über die Feiertage eine Sitzplatzreservierung. Bei der Online-Buchung bis spätestens drei Stunden vor Abfahrt des Zuges ist sie ohne Aufpreis beim Fahrschein dabei. Auch alle, die ein Klimaticket Österreich besitzen, können bei der Westbahn kostenlos einen Sitzplatz reservieren und im Fall der Fälle auch wieder umbuchen. Bei den ÖBB können reservierte Plätze hingegen weder storniert noch umgebucht werden.
Die ÖBB sind zuversichtlich, mit den kurzfristig eingeplanten Zusatzzügen das befürchtete Chaos im Weihnachtsreiseverkehr abwenden zu können. Sollte es dennoch auf einzelnen Verbindungen eng werden, habe man zusätzlich Busse in Bereitschaft, sagt ÖBB-Sprecher Baumgartner. Außerdem sei zusätzliches Personal für die Information der Kunden auf den Bahnhöfen unterwegs. Und auch die Erreichbarkeit der Hotline 05-1717 habe man ausgeweitet.
Titelbild: ÖBB / Philipp Horak