Schiffe verbrennen hochgiftiges Schweröl, die Industrie umweltschädliche Kohle und teures Gas, Lastwagen CO2-intensiven Diesel. Wenn wir die vereinbarten Klimaziele erreichen wollen, müssen wir diese fossilen Energieträger durch sauberere Alternativen ersetzen. Geht es nach der oberösterreichischen Landesregierung, soll Wasserstoff dabei eine wichtige Rolle spielen. Er kann sowohl als Brennstoff in Industriebetrieben als auch zum Antrieb von Schiffen und Lkw zum Einsatz kommen.
Damit er in der Umweltbilanz besser abschneidet als Öl, Gas und Kohle, muss er allerdings grün hergestellt werden – zum Beispiel mit Hilfe von Windkraft oder Sonnenenergie. Das wird in Oberösterreich und Europa allerdings nur zum Teil gelingen: Die Flächen für Hochleistungs-PV-Anlagen sind rar, die Windkraft stößt vielerorts auf Widerstand – ganz besonders in Oberösterreich. In Deutschland rechnet man damit, dass man etwa 60 Prozent des Primärenergiebedarfs über Wasserstoff abdecken muss.
Oberösterreich steht etwas besser da, wir werden aber auch rund die Hälfte des Wasserstoffs importieren müssen”, hat Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) am Dienstagabend im Gespräch mit Life Radio-Reporter Daniel Kortschak in Brüssel gesagt. Dort hat er gemeinsam mit Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) und dem Geschäftsführer des Energieinstituts der Linzer Johannes Kepler-Universität (JKU), Robert Tichler, einen Kooperationsvertrag mit Hydrogen Europe Research unterzeichnet. Unter dem Dach dieser Organisation arbeiten rund 150 Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammen, um die Technologien für die Herstellung und den Transport von Wasserstoff weiterzuentwickeln.
Europäische Zusammenarbeit
Zusammenarbeit auf europäischer Ebene ist essentiell, um die Energiewende zu schaffen, hat Landesrat Achleitner im Life Radio-Interview nach der Unterzeichnung der Vereinbarung in Brüssel erklärt: “Der furchtbare Krieg in der Ukraine hat gezeigt, was Abhängigkeit von einigen wenigen Energielieferanten bedeutet. Es geht darum, dass wir als Europäer viele Produzenten und viele Lieferanten haben, damit solche Abhängigkeiten nicht mehr entstehen. Aber man muss aufhören mit den Träumereien, dass man selbst aus eigenen erneuerbaren Energiequellen 8760 Stunden im Jahr etwa 1.000 Grad für die Industrie produzieren kann. Das wird nicht funktionieren.”
Wichtig sei es auch, den Energieüberschuss im Sommer für den Winter zu speichern, auch das könne Wasserstoff, sagt Achleitner: ”Technisch liegen die Systeme auf dem Tisch. Jetzt ist viel Anstrengung notwendig, um sie auch einzusetzen – logistische Systeme, technische Systeme, der Staat, die Infrastruktur. Aber es wird gelingen, das gemeinsam in Europa umzusetzen, wenn Politik, Forschungseinrichtungen und Entwickler mit der Industrie und der Politik zusammenarbeiten.” Das jetzt in Brüssel unterzeichnete Abkommen des Energieinstituts an der JKU mit dem europäischen Wasserstoff-Forschungsnetzwerk Hydrogen Europe Research sei ein wichtiger Schritt dazu, so Achleitner.
Für das Energieinstitut eröffne es ganz neue Möglichkeiten, jetzt Teil eines europäischen Wissenschafts-Netzwerks zu sein, erklärt Energieinstitut-Geschäftsführer Tichler im Gespräch mit Life Radio-Redakteur Daniel Kortschak: “Es ist für uns die Chance und die Motivation, die Forschung im Bereich Wasserstoff auf das nächste Level zu heben. Wir beschäftigen uns neben anderen Technologien seit vielen Jahren auch mit dem Thema Wasserstoff. Jetzt können wir mit europäischen Partnern verstärkt interagieren und diskutieren und gemeinsam neue Projekte aufsetzen.” Wie solche Projekte in der Praxis ausschauen können, das schaut sich eine Delegation aus Politikern, Vertretern der Landesverwaltung sowie Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft dieser Tage in Belgien an: In und um Antwerpen besichtigen sie Wasserstoff-Infrastruktur, ein Flüssiggas-Terminal im zweitgrößten Hafen Europas und einen Lastwagenhersteller.
Titelbild: Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner, Luigi Crema, Präsident Hydrogen Europe Research und Robert Tichler, Geschäftsführer JKU-Energieinstitut, unterzeichnen in Brüssel das Wasserstoff-Kooperationsabkommen – Foto: Robert Wahlmüller