Mystik und Geist – das Kreuz!

Johann Gruber

Johann Gruber ist Religionslehrer an der HTL Ried im Innkreis und Hobby-Kunstschmied. Das Kreuz ist für ihn Inspiration für ein bemerkenswertes Projekt an seiner Schule: Gemeinsam mit Schüler:innen schmiedet er Klassenkreuze. Das Besondere: Eine Hand des Christus-Corpus ist dem:r Betrachter:in entgegengestreckt. Die Botschaft, die Gruber in dieser Geste sieht und seinen Schüler:innen vermitteln will: „Ich bin überzeugt, dass Gott sich uns zuwendet – auch in schwierigen Momenten“, sagt Gruber. Die hinhaltende Hand sei ihm wichtig, weil diese „das Gegenteil von einer Rachefaust“  ausdrücke. Der „Sündenbockmechanismus“ – wenn wir Gewalt erfahren, diese an Schwächere weiterzugeben oder uns „abreagieren“ zu wollen – werde dadurch gebrochen. „Die Situationen, in denen wir leiden, sind nicht einfach wegretuschiert, sondern auf dem Weg zur Auferstehung mitgenommen.

Werner Ohnesorg

Der Tod ist durchschritten“, erklärt Gruber. Manchmal sage ihm diese Hand auch: „Es gibt Situationen, wo du nur deine Ohnmacht aushalten kannst – und auch da bin ich bei dir.“ Insofern ist er überzeugt: „Nicht der Karfreitag macht den Punkt, sondern der Ostermorgen.“

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Thomas Schlager-Weidinger beschäftigt sich nicht nur als Professor an der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz, sondern auch als Autor und Künstler mit dem Kreuz. „Im Grunde genommen ist das Kreuz die Konzentration dessen, was Jesus auch in seinem Leben davor gedacht, geglaubt und gewirkt hat – und letztlich die Konsequenz seiner Botschaft (,Fürchte dich nicht‘), die hierbei sichtbar wird“, betont der Theologe. Als ein Symbol, in dem sich dieses Mit-Leiden und Mit-Sein Gottes verdichtet, ist Schlager-Weidinger das Kreuz „persönlich ein sehr wichtiges Zeichen geworden“. Sich am Morgen und am Abend vor bedeutsamen Ereignissen zu bekreuzigen, stelle für ihn darüber hinaus ein „wichtiges Ritual“ dar – getragen von der Hoffnung, sowohl Höhen als auch Tiefen im eigenen Leben positiv bewältigen zu können. Über das Kreuz in öffentlichen Räumen und dessen Ästhetisierung spricht Schlager-Weidinger zudem genauso, wie über eine einschneidende Begegnung, die bei ihm bis heute die wohl „tiefste Assoziation mit dem Thema Kreuz“ hervorruft.

Das Gespräch gibt es HIER zum Nachhören.