Maximal 2,5 Hektar Boden pro Tag sollen in Österreich neu verbaut werden. Dieses Ziel steht bereits seit 2002 im Programm der Bundesregierung – unabhängig von den jeweiligen politischen Mehrheiten. Hineingeschrieben haben es ausgerechnet die ÖVP-Minister Martin Bartenstein und Wilhelm Molterer in der ersten schwarz-blauen Koalition unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel.
Doch Papier ist bekanntlich geduldig. Denn eingehalten wird diese vereinbarte und mit jedem Regierungswechsel erneuerte Beschränkung des täglichen Bodenverbrauchs auch heute noch nicht, das 2,5-Hektar-Ziel wird nach wie vor meilenweit verfehlt: Aktuell werden in Österreich immer noch täglich rund 12 Hektar Wiesen, Wälder und Weiden verbaut – für Straßen, Gewerbegebiete und Einfamilienhäuser.
Ist diese 2,5-Hektar-Obergrenze sinnvoll? Müssen wir im Interesse von Klimaschutz und Landwirtschaft den weiteren Flächenverbrauch wirklich so stark einschränken? Oder würgen wir damit die Wirtschaft ab und verschärfen die Krise auf dem Wohnungsmarkt, weil praktisch nicht mehr neu gebaut werden kann – zumindest nicht zu leistbaren Preisen? In Oberösterreich gehen die Meinungen dazu weit auseinander, und das heikle Thema spaltet die Landesregierung: Umweltlandesrat Stefan Kaineder von den Grünen wird nicht müde zu betonen, dass der ungezügelte Flächenfraß Gift für Umwelt, Klima und die Menschen in Oberösterreich ist. Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner von der ÖVP hält gebetsmühlenartig dagegen, dass eine zu strenge Beschränkung für den Bodenverbrauch große Nachteile für die Wirtschaft, die Industrie und alle Häuslbauer bedeutet. Eine sachliche Debatte darüber scheint kaum mehr möglich, zu aufgeheizt ist die Stimmung in Sachen Bodenschutz derzeit in Oberösterreich.
Life Radio-Reporter Daniel Kortschak hat mit Experten über das heiße Thema gesprochen. Kurt Weinberger ist Oberösterreicher und Generaldirektor der Österreichischen Hagelversicherung. “Als auf Naturkatastrophen spezialisierter Versicherer für die Landwirtschaft sehen wir die Auswirkungen von Bodenversiegelung und Klimawandel tagtäglich”, sagt er im Interview:
Auch Martin Gerzabek, Professor für Umwelttoxikologie und Isotopenanwendung an der Universität für Bodenkultur in Wien sieht eine Reihe von Gefahren, die auf uns zukommen, wenn wir den Bodenverbrauch nicht eindämmen. “Um die Lebensmittelversorgung aufrechtzuerhalten, werden wir in Zukunft sogar mehr Flächen für die Landwirtschaft brauchen, nicht weniger. Denn durch den Klimawandel nimmt die Fruchtbarkeit der Böden vor allem im Osten Österreichs massiv ab.”
Gedanken über den Bodenschutz macht sich auch die Münze Österreich. Das Tochterunternehmen der staatlichen Österreichischen Nationalbank hat jetzt eine eigene 25-Euro-Sondermünze zu diesem Thema herausgegeben. “Wir wollen damit zur Diskussion über dieses wichtige Thema anregen”, erklärt Generaldirektor Gerhard Starsich:
Titelbild: Pexels / Stephan Müller (Symbolfoto)