Brucknerhaus trotzt der Krise und präsentiert neues Programm

Brcuknerhaus Linz

Persönliche Bereicherung, Freunderlwirtschaft und ein ruppiger Führungsstil: Die Vorwürfe gegen Brucknerhaus-Intendant Dietmar Kerschbaum wiegen schwer. Er ist deshalb seit Mitte März beurlaubt, derzeit arbeiten das Kontrollamt der Stadt Linz und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG an der Aufklärung, sagt Bürgermeister Klaus Luger im Interview mit Life Radio-Reporter Daniel Kortschak: „Es ist klar, dass wir alle auf den Bericht des Kontrollamts und auch der KPMG bezüglich allfälliger Compliance-Verletzungen warten. Wenn das auf dem Tisch liegt, werden die nächsten Schritte – in welche Richtung auch immer – gesetzt werden.“ Wichtig sei, die Prüfer jetzt in Ruhe arbeiten zu lassen. Ergebnisse erwartet Luger nicht vor dem Sommer. „Ich habe immer klar gesagt: Ich will weder eine Vorverurteilung vornehmen noch einen Persilschein ausstellen“, betont der Linzer Stadtchef.

Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger im Gespräch mit Life Radio-Reporter Daniel Kortschak
Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) bei der Programmpräsentation im Brucknerhaus – Bild: LIVA / Reinhard Winkler

Bereits gekündigt ist der umstrittene Vertrag, den Kerschbaum mit der Künstleragentur „Opus 3“ abgeschlossen hat. Letzte Woche haben sich die für das Brucknerhaus zuständige städtische Veranstaltungsgesellschaft LIVA und die Agentur darauf geeinigt, die Zusammenarbeit per Ende Juni einvernehmlich zu beenden. Mit René Esterbauer ist bei der LIVA auch ein neuer kaufmännischer Geschäftsführer an Bord. Der Innviertler ist ein erfahrener Eventmanager und war bisher für Red Bull und KTM tätig. Heuer im Jänner nominiert, hat er sein Amt im März angetreten – nur wenige Tage vor Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Intendant Kerschbaum. „Wir hatten in den letzten Wochen eine sehr herausfordernde Zeit. Aber jede Krise bietet auch eine Chance und die habe ich gemeinsam mit dem Team genutzt. Ich habe das Team in Position gebracht, die Expertise abgerufen und in einer offenen Kommunikation die Projekte weiterentwickelt“, sagt Esterbauer im Life Radio-Interview.

René Esterbauer, kaufmännischer Geschäftsführer der LIVA, im Gespräch mit Redakteur Daniel Kortschak von Life Radio
René Esterbauer, neuer kaufmännischer Geschäftsführer der LIVA – Bild: LIVA / Reinhard Winkler

Mit diesem Zugang und einer gemeinsamen Kraftanstrengung des gesamten Teams ist es schließlich gelungen, das Programm für die Spielzeit 2024/25 aufzusetzen. 221 Konzerte und Veranstaltungen plant das Brucknerhaus in der kommenden Saison, das sind nur um etwa zehn weniger als in der laufenden Spielzeit. Vieles ist noch unter der Ägide des jetzt beurlaubten Dietmar Kerschbaum erdacht und geplant worden, fertiggestellt haben das Programm aber junge Dramaturgen und künstlerische Mitarbeiter, die bisher in der zweiten Reihe gewerkt haben.

Deren Handschrift ist deutlich sichtbar: Unter dem Motto „STUFEN. Auftaktstimmung“ hat das Brucknerhaus seine bisherige Programmierung ziemlich auf den Kopf gestellt. Zwar werden große Namen wie Bruckner, Strauß oder Dvořák im Repertoire ebenso wenig fehlen wie bekannte Stars auf der Bühne – etwa Jonas Kaufmann, Birgit Minichmayr oder Daniil Trifonof. Aber Andreas Meier, zuständig für Programmplanung und Dramaturgie und Camilla Leimisch, Leiterin des künstlerischen Betriebsbüros, war es wichtig, dem Publikum neue und möglichst vielfältige Einblicke in die Musikwelt zu bieten, neue Veranstaltungsformate zu entwickeln und auch selten gespielten Werken eine Bühne zu bieten.

Herausgekommen ist ein umfassendes Programm, das von klassischen Konzerten im Großen Saal, Liederabenden im kleineren Rahmen bis hin zu Jazz-Matinées im Brucknerhaus-Restaurant reicht. Selbst Volksmusik und Pop werden im klassischen Konzerthaus an der Linzer Donaulände ihren Platz finden. Wieder angeboten werden auch die Sommer-Serenaden im Linzer Landhaushof, erweitert wird die Schiene „Junges Brucknerhaus Linz“, die musikalische Angebote für Kinder ab drei Jahren bietet.

Über einige Highlights hat Life Radio-Redakteur Daniel Kortschak mit Camilla Leimisch und Andreas Meier gesprochen:

Camilla Leimisch, Leiterin des künstlerischen Betriebsbüros und Programmdramaturg Andreas Meier im Interview mit Life Radio-Reporter Daniel Kortschak
Camilla Leimisch, Leiterin des künstlerischen Betriebsbüros und Programmdramaturg Andreas Meier – Bild: LIVA / Reinhard Winkler

Mehr zum Brucknerhaus-Programm 2024 / 25: www.brucknerhaus.at

Titelbild: LIVA / Markus Barth