Alte ÖBB-Regionalzüge noch bis 2028 in OÖ unterwegs

ÖBB, Land Oberösterreich und Oberösterreichischer Verkehrsverbund (OÖVV) haben in den vergangenen Jahren 40 Elektro- und Dieseltriebwagen der Typen “Talent 1” (ÖBB-Baureihe 4024) und “Desiro” (ÖBB-Baureihe 5022) modernisiert. Sie haben eine neue Lackierung im Cityjet- oder S-Bahn-Design bekommen, die Sitze sind im Cityjet-Design neu bezogen und mit besseren Kopfstützen sowie Armlehnen nachgerüstet worden. Die Elektrotriebwagen bieten den Fahrgästen außerdem kostenfreies WLAN, bei den Dieseltriebwagen wird eine mögliche Nachrüstung noch geprüft. Nicht eingebaut worden sind allerdings Steckdosen für Laptops oder USB-Ladebuchsen für Handys.

Heute Vormittag haben Vertreter von ÖBB, Land Oberösterreich und OÖVV auf dem Linzer Hauptbahnhof den Abschluss dieses mehrjährigen Modernisierungsprogramms gefeiert und einen Zug symbolisch getauft. Während des Festakts sind die Politiker und Bahnmanager dann ungewollt mit der täglichen Realität im Bahnverkehr konfrontiert worden: Ein Lehrer, der wegen eines verspäteten Zuges mit seiner Schulklasse einen Anschluss verpasst hat, hat seinem Unmut über die “ständigen Verspätungen” bei den ÖBB lautstark Luft gemacht.

Schon seit Jahren für Verärgerung bei Bahnfahrern sorgen die alten “CityShuttle”-Waggons. In den meisten anderen Bundesländern sind die nicht barrierefreien Waggons ohne Klimaanlage aus den 1980er-Jahren auf Druck der zuständigen Landespolitiker schon längst ausrangiert worden, in Oberösterreich sind sie nach wie vor tagtäglich im Einsatz. Eigentlich sollten sie schon längst durch zeitgemäß ausgestattete Fahrzeuge ersetzt sein. Doch die ÖBB hätten große Probleme bei der Ausschreibung und der Beschaffung der neuen Nahverkehrszüge gehabt, erklärte Oberösterreichs Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) im Gespräch mit Life Radio-Reporter Daniel Kortschak. Herbert Kubasta, Geschäftsführer des OÖVV ergänzte, dass die neuen Züge für Oberösterreich inzwischen bestellt seien. Er rechne damit, dass sie ab 2028 in Betrieb gehen und die veralteten “CityShuttle”-Waggons ersetzen werden, so Kubasta.

Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner (FPÖ):

OÖVV-Geschäftsführer Herbert Kubasta:

Doch die für den Nahverkehr ausgestatteten Uralt-Wagen fahren nicht nur täglich auf den meisten Pendlerstrecken in Oberösterreich. Selbst im Intercity-Verkehr zwischen Graz und Linz sind sie bis heute unverzichtbar. Weil es, wie mehrfach berichtet, bei den ÖBB an Personal in den Werkstätten und damit an ausreichend einsatzbereiten Waggons für den Fernverkehr mangelt, kommen die bei Fahrgästen und Personal äußerst unbeliebten “CityShuttle”-Wagen seit dem letzten Fahrplanwechsel im Dezember sogar wieder verstärkt zum Einsatz: Intercity-Züge auf der Pyhrnbahn, die in der Zweiten Klasse ausschließlich aus diesen Altwagen bestehen, sind derzeit eher die Regel als die Ausnahme.

Eigentlich hatten die ÖBB mehrfach versprochen, den drückenden Wagenmangel im Fernverkehr spätestens bis zum heurigen Frühjahr zu beheben: durch die Ablieferung neuer Railjet-Garnituren, eine verstärkte Wartung und die Anmietung von 30 Gebrauchtwaggons aus Deutschland. Doch in den Werkstätten klemmt es nach wie vor, die zuvor von der Deutschen Bahn ausrangierten und zum Teil schon jahrelang abgestellten Waggons sind großteils kaputt und müssen jetzt aufwändig instandgesetzt werden. Die paar neuen Railjet-Züge, die mittlerweile zwischen München, Innsbruck und Italien pendeln, sind da nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein. Außerdem sind sie wegen Problemen bei der Zulassung durch die Europäische Eisenbahnagentur (ERA) noch mindestens bis weit ins kommende Jahr hinein nur eingeschränkt einsetzbar.

ÖBB Intercity-Ersatzgarnitur in Bad Mitterndorf
Alte “CityShuttle”-Garnitur der ÖBB – Foto: Life Radio / Daniel Kortschak

Die Frage, wann die Intercity-Züge auf der Strecke Linz – Graz endlich wieder, wie mit dem Verkehrsministerium als Auftraggeber vertraglich vereinbart, mit klimatisieren Fernverkehrswagen ausgestattet werden, konnte Sabine Stock, Vorstandsdirektorin bei der ÖBB-Personenverkehrs-AG, heute nicht beantworten. Sie verwies im Life Radio-Interview lediglich auf bereits beschlossene Milliardeninvestitionen in den Fuhrpark und die neuen Doppelstock-Railjets, die ab 2026 Jahr zum Einsatz kommen sollen. Fahren werden die modernen Garnituren des Schweizer Herstellers Stadler allerdings auf der lukrativen Weststrecke und damit fernab der Pyhrnbahn, die im ÖBB-Fernverkehrsnetz schon seit Jahren ein Schattendasein fristet.

Sabine Stock, Vorstandsdirektorin, ÖBB-Personenverkehrs-AG:

Eva Hackl, ÖBB-Regionalmanagerin in Oberösterreich, versichert, dass mit Eröffnung der Koralmbahn im Dezember 2025 das gesamte Konzept der Fernzüge rund um Klagenfurt und Graz komplett umgestellt wird. Das soll dann auch auf der Strecke Graz – Linz häufigere Verbindungen und neue Züge bringen. Aus ÖBB-Kreisen ist allerdings zu erfahren, dass es sich dabei zunächst um nur minimal für die Langstrecke aufgehübschte Nahverkehrstriebwagen handeln wird. Die eigentlich unter anderem für die Pyhrnbahn vorgesehenen Intercity-Garnituren mit 1. Klasse-Bereich und Verpflegungsmöglichkeit sind zwar bestellt, werden aber nicht rechtzeitig fertig. Wieder einmal.

Titelbild: Wikimedia Commons / Krauselklause – eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=81760155